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B005-A- "3SA - Kein Grund zur Panik!" Folge5: Kein Kopfzerbrechen - Lass den Gegner kommen.

Süd eröffnet mit 17 FL mit 1 SA (15-17 FL).

Nord, ausgeglichen, mit 10-15 FL und ohne 4er-Oberfarbe, geht gleich in 3 SA

 

West greift mit Pik-König an, und Ost gibt die Pik 7 dazu. Wir freuen uns über die herrlichen Karten - immerhin halten wir 29 FL - und besonders darüber, dass wir im richtigen Kontrakt gelandet sind! Wir zählen acht Sofortstiche: 1 in ♠️, 2 in ♥️, 3 in ♦️ und 2 in ♣️. Woher kommt der neunte? Den neunten Stich könnte ein Schnitt liefern: Welche Figur können wir fangen –

♥️-Dame, ♣️-Dame oder ♦️-Bube – die Qual der Wahl? Möglicherweise sitzt auch eine der beiden Damen (♥️ oder ♦️) im Double oder der ♦️-Bube ist Single? Aber bevor wir uns darüber den Kopf zerbrechen, analysieren wir das Ausspiel.

Der gegnerische Angriff ist mal wieder das einzig unerfreulich Scheinende. Schon wieder nur das Ass als einziger Stopper! Wir ducken also nach guter Sitte beim ersten Mal! West setzt mit der Pik-Dame fort und Ost bedient mit der 4. West hat offensichtlich die KDB-Sequenz in Pik! 

Er könnte zwar auch von KD10(9)x(x) angegriffen haben („höchste der unterbrochenen Sequenz“)! Dann aber hätte seine Partnerin auf Ost gleich in der ersten Pik-Runde ihren Buben unter den König geworfen, um ihn dem Eröffner gleich zu zeigen. Dadurch wären die 10 und eventuell auch noch die 9 zu Stichen promoviert worden! 

So aber muss auf West (höchstwahrscheinlich) die KDB-Sequenz stehen. Der Alleinspieler hat aber gesehen, dass Ost zuerst die 7, dann die 4 gespielt hat. Was bedeutet diese Markierung? Auf das Ausspiel von einem König im SA-Spiel, zeigt die zweite Gegenspielerin die Anzahl ihrer Karten in der ausgespielten Farbe (Längenmarkierung). Die 7 und anschließend die 4 zeigen eine gerade Länge, also 2 oder 4-Karten (Standardmarkierung). Von der ungeraden 3er- oder 5er-Länge würde sie zuerst die kleinste Karte zugeben. Was genau da markeiert wird, kann West daher erst in der zweiten Pik-Runde erkennen!

Aber auch der Alleinspieler hat aufgepasst! Süd kann aus der geraden (2er-) Länge bei Ost schließen, dass West von einer 5er-Länge angegriffen hat! Und um die Kommunikation der Gegner zu knacken, duckt Süd nur einmal! Wir erinnern uns: 7 („diese Wunderzahl“) – 6 eigene Karten bei N/S = 1x ducken. 

Wir ersparen uns das ganze Kopfzerbrechen welche Schnitte wie zu spielen sind, wenn wir im zweiten Stich das Pik-As nehmen und einfach klein Pik fortsetzen! West hat ja nur noch drei

♠️-Karten, darf also seine vier ♠️-Stiche einsammeln. Ist das nicht zu riskant? Nein, denn West muss ja anschließend in eine unserer drei „Gabel“-Farben reinspielen! Und so macht entweder der ♥️-Bube, oder der ♣️-Bube, oder die ♦️10 einen Stich! Anschließend können wir unsere sicheren Stiche abziehen – Kontrakt erfüllt.

Süd hat hier bewusst zum richtigen Zeitpunkt, mit der richtigen Karte, sowie in der richtigen Farbe West ans Spiel gebracht! Süd sitzt ungefährdet in der erforderlichen vierten Position und kann gemütlich auf die Farbe warten, die den neunten Stich bringen wird. Diese Technik nennt man: "den Gegner einspielen". Ich würde diese Technik der ebenfalls gut bekannten Technik "Elimination mit Endspiel" zuordnen! In unserem Beispiel würde allerdings die "Eliminierung der Restfarben und der Trumpffarbe" entfallen. Trumpf haben wir im SA-Spiel ohnehin nicht, und Süd möchte ja gerne, dass der Westspieler nach seinen ♠️-Stichen irgendeine andere Farbe anspielen muss.

Auf solche technischen Feinheiten/Raffinessen werden wir im sportlich-kultivierten Bridgespiel immer wieder stoßen!